Staatstheater represent (Wo ist Emilia G.?)

2020
von Volker Schmidt / frei nach Gotthold Ephraim Lessing / nach einer Idee von Maximilian Löwenstein
Uraufführung
Staatstheater Darmstadt

Regie, Text Song Volker Schmidt Bühne Thea Hoffmann-Axthelm Kostüm Nina Kroschinske Choreografie Soukaina El Adak Video Simon Hegenberg Dramaturgie Maximilian Löwenstein

 

Mit  Fremah Wiredu, Noé Queirard, Soukaina El Adak, Erdal Avci, Thorsten Loeb, Hans-Christian Hegewald, Ulrike Fischer

 

Huch! Was ist denn da passiert? Revolution am Staatstheater? Dabei war doch alles so gut gemeint. Die Theaterleitung hat sich nämlich entschlossen, das Theater jünger und weltoffener erscheinen zu lassen und will die Rolle der Emilia in Lessings „Emilia Galotti“mit gleich drei migrantischen Jugendlichen besetzen. Mit viel Mühe gelingt es, die überraschend eigensinnigen jungen Frauen aus den sogenannten kulturfernen Problemvierteln ins Theater zu holen, doch die durchschauen schnell, dass sie nur ein Feigenblatt für einen Betrieb sein sollen, der noch immer von dysfunktionalen patriarchalen Strukturen geprägt ist und mischen das Theater kräftig auf.

Gemeinsam mit Schauspieler*innen des Staatstheaters und Laiendrsteller*innen durchleuchten wir  selbstkritisch die Strukturen der Kunstproduktion in institutionalisierten Theatern, indem wir die Handlung von „Emilia Galotti“ auf den Theaterbetrieb übertragen. Dabei stellen wir uns die Frage, welche Narrative das Theater nach wie vor prägen, wer für wen überhaupt welche Geschichten erzählt und ob unsere Gesellschaft tatsächlich in ihrer Gesamtheit im Theater abgebildet wird. Schonungslos und mit viel Witz wird so der Theaterbetrieb aufs Korn genommen, der sich oft gerne mit Zeitgenossenschaft schmückt und dem es doch nach wie vor schwer fällt, sich substantiell zu erneuern.

 

„Mit den jungen Akteurinnen dieser Produktion hat Volker Schmidt als Autor und Regisseur (…) mit erstaunlicher Leichtigkeit Fragen an ein Theatermonument gestellt. (…) Was man mühelos und gerade in der satirischen Zuspitzung begreift, sind die Nöte der Theatermacher, die alles zugleich wollen: gesellschaftliche Relevanz, möglichst große Teilhabe aller Schichten, Unterhaltung, Überwindung patriarchalischer, institutioneller und rassistischer Strukturen und vieles mehr. Dass das nicht gut gehen kann, zeigt das Desintegrationstheaterstück im pfiffigen Bühnenbild von Thea Hoffmann-Axthelm. Danach wird man manche zeitgenössische Theaterinszenierung womöglich mit anderen Augen sehen.“ 
FAZ

 

„“Staatstheater represent (Wo ist Emilia G.?)“ gelingt großartig als komödiantisches Diskurstheater und satirische Selbstbeschimpfung einer Kulturinstitution, die an struktureller Arthrose erkrankt.“
Echo

 

„Diese Diskurskomödie ist ausgesprochen amüsant.“
FNP