1.
kunst verlangt vollkommene universalität – kunst kann nicht für sich stehen, kunst muss sich dem leben ausliefern, wie sich das leben der kunst ausliefern muss. wir sind nicht mehr geboren für eine fülle von möglichkeiten. wir sind geboren für die unmöglichkeit des moments. wir sind geboren, um die vollkommenheit im unvollkommenen zu entdecken.
man kann keine grenze zwischen realität und darstellung ziehen, da sich realität immer darstellt. authentisches ist eine bürgerliche illusion, eine falsche sehnsucht aller von sich entfremdeten. nichts steht außerhalb. alles ist verwandlung. alles ist spiel.
2.
es gibt keine ideale. es gibt nichts anzustreben. es gibt nichts, das besser wäre als wir. ideale schaffen stets ein defizit. wir sind in uns vollkommen. es geht nur um die unabdingbare pflicht uns gegenüber, dies anzuerkennen. es geht darum, niemandem zu glauben, der uns etwas verspricht, das außerhalb von uns wäre. wir schulden niemandem etwas. wir sind stets ohne schuld. wir müssen die güte erlangen, uns dies zuzugestehen. dann können wir es allen anderen zugestehen. dann hören wir auf, den anderen die schuld zu geben. dann ist der andere nicht länger der andere.
wir müssen dem leben gegenüber ahnungslos werden, dann hören wir auf, ständig enttäuscht zu sein.
3.
gilt etwas für eine sache, so gilt dafür notwendigerweise auch das gegenteil. in einer vergänglichen welt kann es keine absolute gültigkeit geben. alles zerrinnt und erschafft sich in neuen formen wieder. alles ist atem, alles setzt sich zusammen und zerfällt. unser ich ist eine illusion. es ist jeweils zusammengesetzt aus erinnerten momenten, aus verdrängtem, und bewusstem. ohne zeitlichkeit. identität ist unere haltung zum vergänglichen. haben wir das verstanden, legen wir die ewigkeit unserer existenz frei. diese wird nicht erkannt, da sich subjekt und objekt aufheben. sie zeigt sich.
uns bleibt nur die dialektik. es ist unsinn, sich dagegen zu wehren. jeder widerspruch, jedes scheitern ist überhaupt erst die möglichkeit einer entwicklung. es gibt keinen frieden, nur steten kampf. den kampf nicht zu verurteilen, heißt frieden schaffen. der feind ist dabei niemals unser feind.
es gibt keinen feind außer uns selbst. wir können niemandem die schuld geben. das ist unsere ultimative befreiung, denn sie macht uns völlig unabhängig. damit haben wir den kampf schon gewonnen, bevor er überhaupt begonnen hat.
4.
hierachien sollen nur dann entstehen, wenn sie gebraucht werden. aus dem kontinuum von gemeinschaft erheben sie sich wie eine welle, um das zu organisieren, was notwendig ist. hierachien sind völlig der zeitlichkeit unterworfen und vergänglich. sie sind instrumente der organisation. sie sind nicht gut oder schlecht. wer gegen hierachien ist, erkennt sie erst an. wer hierachischen strukturen mehr aufmerksamkeit schenkt als notwendig, hat schon längst hierachien in seinem inneren fest eingerichtet. er kann den lift nehmen so oft er will, er wird doch nie oben ankommen. oben ist immer unten. wer gegen die macht kämpft, unterliegt immer. die macht kann man nur ignorieren, dann verschwindet sie, d.h. sie öffnet sich. man ist in ihr.
brecht die regeln, um neue zu finden. beachtet die regeln, solange ihr keine besseren gefunden habt.
5.
jedes spiel ist wahr, weil es offensichtlich nicht wahr ist.
kultur ist ein spiel.
kultur ist aber auch immer nur ein bespiel.
6.
links und rechts sind endgültig gestorben. wir müssen aufhören, zweidimensional zu denken in einer mehrdimensionalen welt. wir müssen neue wege finden, abseits der ausgetretenen pfade. wir müssen die begriffe, die untot unsere sprache bevölkern, zerschlagen. wir binden uns mit dieser sprache an dinge, die uns nicht enstprechen. wir müssen eine neue sprache finden.
eine gesellschaft bewegt sich immer. unsere spachlosigkeit rührt daher, dass unsere worte erstarrt sind. weil wir dachten, es wäre schon alles gesagt worden. unsere sprache entspricht nicht mehr unserer gesellschaft. eine neue sprache schafft eine neue bewegung.
es gibt nichts neues unter der sonne. aber man muss es immer wieder neu schaffen.
es braucht einen gründergeist. der gründergeist ist immer bereit zum völligen scheitern.
man sollte eher schweigen als reden, wenn man sich berät. wofür die diskussionen?
8.
wir dürfen niemanden auf der strecke lassen. niemals. verlieren wir einen teil, haben wir uns selbst verloren.
es gibt menschen ohne phantasie. aber das macht nichts. wir können unsere phantasie verschenken. phantasie ist ohne grenzen.
es gibt menschen ohne phantasie und ohne mittel. für die müssen wir da sein. immer. das ist politik. alles andere ist bequeme eierschaukelei.
9.
mut ist die fähigkeit, die angst zu akzeptieren.
wir müssen das unerwartete in unser leben lassen – dringend. sonst sind wir verloren.
warum ein sorgenfreies leben?
10.
es gibt keine richtigen gedanken.
es geschieht etwas.